„Er, sie, es ist nett“ zu sagen, gilt fast schon als Beleidigung, bei der man das „ganz“ davor und das „mehr auch nicht“ danach mitzuhören meint. Es wird dem netten Menschen entweder unterstellt, er sei es aus Ermangelung anderer Machtmittel, er sei also manipulativ. Oder aber, es fehle ihm an Machtstreben, er sei also etwas schlicht. Freundlichkeit, kommt mir vor, gilt als Trostpreis unter den Auszeichnungen des Charakters, der, so denken sie, auf einen Mangel „höherer Verdienste“ wie Intelligenz und Schönheit verweist.
Dabei zählt echte Freundlichkeit zum Edelsten. Ich bewundere diejenigen, die ihre Aufmerksamkeit nicht nach Rang und Nutzen verteilen. Diejenigen, die Höflichkeitsformeln mit Sinn füllen. Diejenigen, die es nicht zum Lachen drängt, wenn einer hinfällt, sondern zum Helfen.
Woher kommt die Freundlichkeit? Bei manchen wirkt sie wie angeboren, sie scheinen aus einer goldenen Heimat zu stammen. Bei anderen ist die Freundlichkeit etwas, um das sie sich bemühen, weil sie wissen, dass das Leben schwer ist, aber schöner sein kann.