Wer will man gewesen sein? Was erreicht, gemacht, erlebt haben bis 30, bis 40, oder, Überschrift ganzer Listen zum Abstreichen und Punktesammeln: ‚before you die’. Das Leben wird im Futur II geschrieben und ein jeder ist sein eigener Kurator, als ob es eine große Endausstellung auszurichten gäbe mit Sektempfang und voll Vorerwartung auf das Publikum, dessen Geschmack zu treffen Ziel es ist. Dankbar diejenigen Gäste, bei denen man jetzt schon weiß, dass ihnen gefallen wird, was sie zu sehen bekommen, denn sie selbst werden sich bestätigt fühlen. Bei anderen dagegen Bangigkeit, wie das Urteil wohl ausfallen wird, wenn sie schweigend vor dem Gezeigten stehen und nicht zu erkennen geben, was sie davon halten. Dann sich, über Umwege, ins Gespräch mit ihnen bringen in der Hoffnung, dass die Aufmerksamkeit, die sie erhalten, sie doch etwas dazu sagen lässt, denn offen danach fragen – wer weiß, was dann kommt, und aus welchen Gründen. Umso größer die Erleichterung, wenn zum rechten Zeitpunkt der Applaus einsetzt und nicht zu wenig. Da kann man dann zufrieden mit sich sein – die Aufgaben erfüllt, das Ausgestellte in den Glanz der Zustimmung gebracht.
Und wenn nicht? Wenn die Anerkennung ausbleibt? – Selber schuld. Die Möglichkeiten nicht ausgeschöpft. Du hättest es doch in der Hand gehabt. Wurde dir nicht gesagt? Die anderen haben doch auch. Wärest du nur, hätte ich doch. Die Härte eines Bescheidwisserpublikums, das man auch noch selbst zu sein hat.
Bleibt man im Bild vom Blick zurück als Ausstellung, dann ist der glücklichere Fall jener, in dem die Stimmen der anderen sich von der eigenen unterscheiden lassen, und man allein, oder fast, die Werke beschaut wie im Zur-Ruhe-Kommen der Museen kurz vor der Schließung. Dann, von Raum zu Raum gehend, eine Entwicklung erkennen: Vom Vollen, Vielen, Großgewollten zu Beginn über das Gefestigte, Ausgleichende, mehr Gebende der Mitte zum Spätwerk von leichter Hand. Der Blick dabei milde und verstehend, und vielleicht noch dankbar, nichts allzu Hässliches zu sehen.