Wer so tut, als bringe er die Menschen zum Nachdenken, den lieben sie. Wer sie wirklich zum Nachdenken bringt, den hassen sie. – Seit ich den Spruch, der Huxley (Aldous) zugeschrieben wird, zum ersten Mal gelesen habe, kommt er mir alle paar Tage in den Sinn. Seit Jahren. Dabei könnte er es sogar jeden Tag tun, lese ich doch Zeitung. Es ist offenkundig, dass Leute viel Geld damit verdienen, dem ersten Satz Folge zu leisten. So gewinnt man Anhänger und das ist, was zählt – vor allem, wenn man sich seiner Sache selbst nicht sicher ist. Dann führt das Publikum den Autor und klatscht auch noch, ohne seine Rolle zu begreifen.
Nicht weniger schwierig der umgekehrte Fall: Zu glauben, etwas Wahres gesprochen zu haben, nur weil man Widerstand erfährt.
Auch um diejenigen, die, mit Sektglas in der Hand, meinen, gut sei, was irritiert, scheint es eher so mittel bestellt.
Mir fallen noch ein solche Leute, die sich der Gedanken anderer bedienen, als seien sie Backmischungen, deren Zubereitungshinweise sie gewissenhaft befolgen, nur um diejenigen, die vom Kuchen essen sollen, im Glauben zu lassen, er sei hausgemacht.
Hier sind auch jene nicht mehr weit, die einen besonderen Rang immer dann zu erkennen meinen, wenn sie etwas nicht verstehen – vorausgesetzt Name und Werk sind etabliert.
Überhaupt die Bewunderer, die durch die gesicherten Areale der Kulturgeschichte stolzieren und sich durch ihr Lob des längst Anerkannten ihrer selbst vergewissern. Bildungstouristen – keine Reisenden, schon gar nicht Pilger –, die sich nicht zu schade sind, sich ihr Kunstempfinden herbeizureden mit Wörtern wie aus dem Urlaubskatalog: atemberaubend, überwältigend, genial.
(Wie hoch stellt sich eigentlich selbst, wer andere als genial bezeichnet?)
Den Bildungsphilister gibt es noch. Er ist Aufsteiger, jedenfalls nicht unten, denn davon grenzt er sich ab. Sein Pendant ist der Abgeklärte, der nur noch spielt mit den Zitaten, oder es zumindest so aussehen lässt, als sei das spielen. Wissen wie, sich nicht zu früh äußern, im Zweifel ironisch, aufatmen, wenn es gut gegangen ist, aber nicht erkennbar für die anderen.
Der eine fühlt unwahr, der andere traut sich beim Fühlen selbst nicht über den Weg.
Die, die das auch schon durchschaut haben, geben sich naiv und unwissend. – Keine Angst zu haben vor dem, was die anderen fürchten, das muss man sich nämlich schon wieder leisten können.