„Schicksalsfähig“. Der Begriff hat sich vor Tagen eingegeistert und will etwas von mir, wie ein Hund, der vor einem sitzt und darauf wartet, dass man jetzt das Hunderichtige tut. Gehe ich auf ihn zu, wedelt er mit dem Schwanz, bereit zu folgen. Aber wohin? Klar, „schicksalsfähig“ ist das Gegenwort zu den vielen Schicksalslosen, als die sie jedenfalls erscheinen, weil ihnen die sichtbaren Narben fehlen oder ein irrer Blick oder die Anmut, die einen umgibt, der sein Schicksal angenommen hat und jetzt, auf eine Art, frei ist. Bei „schicksalslos“ wäre ich mir aber nicht so sicher. Manche, denen man es nicht ansieht, sind sehr wohl vom Schicksal Getroffene, nur gut darin, sich nichts anmerken zu lassen, umgeben von all den Vorzeigeselbstverantwortlichen und Schmieden ihres Glücks. Die Schicksalsbehafteten drohen aufzufallen. Als irgendwie Krumme, Beschränkte, als Existenzprovinzielle, denen man die Herkunft noch anhört zwischen lauter Akzentfreien.
Etwas ist peinlich am Schicksal in Zeiten, in denen man selbst sein Herr und Sklave sein soll und der Tod eine Niederlage ist (– und damit eigentlich nur fürchten machend verharmlost). Vielleicht kommt daher das Wohlmeinende, das ich dem „Schicksalsfähigen“, der Fähigkeit zum Schicksal entgegenbringe – als die Fähigkeit nämlich, sich als ihm Ausgesetzter und auf es Angewiesener zu begreifen und offen zu sein für es, bereit, sich sein Schicksal einzufangen wie eine Geschlechtskrankheit von mir aus und, wenn es drauf ankommt, es schamlos vor sich herzutragen als ein Abzeichen.
„Der Fatalismus reitet aufrecht“ wurde hier einmal schon geschrieben. Jetzt denke ich, ein Hund sollte noch neben ihm laufen.