making sense

Erleichterung, wenn noch jemand weiß, dass etwas Sinn ‚ergibt’ – oder es zumindest sagt und damit teilhat an einem älteren, in der Sprache – noch – aufbewahrten Wissen, das allmählich verloren zu gehen droht. Stattdessen die Behauptung – denn mehr als eine Behauptung ist das nicht –, dass etwas Sinn ‚macht’. Und eigentlich nicht ‚etwas’, sondern derjenige, der etwas tut, sagt, anordnet, auf etwas schließt, sich zu etwas verhält, ‚macht’ Sinn – oder eben nicht. Der Sinn also als Sache der Machbarkeit, letztlich ein Produkt, der Mensch als Sinnproduzent. Das klingt nach Anmaßung und Überforderung zugleich. Immerhin wird noch ‚Das macht Sinn’ gesagt und nicht ‚Du machst’, oder ‚der’ oder ‚sie’ oder ‚ich’. Das wäre dann doch zu forsch. Es wäre aber auch schon der kleinere Schritt, als der bereits getane: Den Sinn in den Bereich des Menschenmöglichen zu holen, in dem er nicht nur ‚gemacht‘, sondern auch ‚gegeben‘ wird. – ‚Gib deinem Leben einen Sinn!‘, Sinnspruch der Krise.

Die Formulierung ‚etwas ergibt Sinn’ sieht Sinn dagegen mehr als etwas Feststehendes, das sich zeigt und dem sich gefügt wird, sobald es erreicht oder eingelöst ist. Der Sinn wird nicht erschaffen, er erfolgt, als wartete er nur darauf. Er ist schon da, er liegt in den Dingen, und man muss ihm entsprechen, seinen Vorgaben folgen, will man zu ihm gelangen. Der schon völlig von seiner Bedeutung gelöste Begriff des ‚Nachdenkens’ zeugt davon: Um auf einen Sinn zu stoßen, der sich nicht zufällig ergibt, sondern gefunden werden will, muss man erst nachdenken, mit Betonung auf nach.

Wer aber hat vorgedacht? Das Nachzudenkende möglich gemacht? Woher kommt der Sinn? Darüber geht man einfach hinweg, wenn man von ‚Sinn machen’ spricht. Vielleicht wird ‚nachdenken’ demnächst ersetzt durch ‚vordenken’, bis ersteres beginnt, so schal zu klingen wie ‚nachmachen’. Man denkt vor und ‚macht’ dadurch Sinn. Besonders sinnvoll klingt das nicht. Sinn hat das nämlich nur in einer Weltsicht, die sich der Mensch selbst gemacht hat – in der er über alles bestimmen und alles selbst erschaffen kann, sprich: in der er meint, alles kontrollieren zu können. Das Außerhalbliegende wird geleugnet, die Unvorhersehbarkeit, die Ausgeliefertheit an die Notwendigkeiten oder gar an ein Höheres ausgeblendet. Der Sinnbegriff droht zum nächsten Opfer des Machbarkeitskults zu werden. – Aber ja, ‚machen’ klingt nach Macht, ‚ergeben’ nach Niederlage.

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