„Ja, sorry!“, sagt das Kind zum anderen, dem weinenden, wie es das von seinen Eltern gelernt hat, die es sich gemütlich gemacht haben in ihren Sprechweisen wie in ihren abgesicherten Lebensverhältnissen. Ein ‚Entschuldigung’ ist das nicht, das klänge nach Eingeständnis, und Eingeständnis wäre, das hat das Kind bereits gelernt, Schwäche. ‚Sorry’ dagegen ist irgendwas. Ein Holz, das man dem für blöd verkauften Wachhund hinwirft, damit er abgelenkt sei, und dann schnell weiter! ‚Sorry’ ist mindestens kein Entschuldigen, dafür ist es zu schnell ausgesprochen, zu wenig erdbehaftet, Jargon der Uneigentlichkeit – der kühle Vorteil nicht eingedeutschter Wörter, ganz wichtig im Notalter Jugend, „I love you“.
Vielleicht ist es ja weniger die Jugend, die heute länger anhält, als die Not, die sich besonders dann zeigt, wenn man jemand anderem etwas schuldig wird. So viel Aufwand, um sich zu erhalten, vor sich selbst und den anderen, das eigene Bild vor allem, und dann hat man doch glatt einmal jemanden übersehen, vergessen, mit gutem Recht gemeint, benachteiligen zu können – und jetzt könnte dieser Jemand plötzlich was von einem wollen! Und schlimmer noch, man spürt seine Berechtigung, das Gewissen gar. Da rettet einen ‚Sorry’. Das Zauberwort, das ohne ‚Schuld’ auskommt, das sich dahinsagen lässt mit einem Grinsen, betonen wie ein Vorwurf – gegen die lästigen Betroffenen des eigenen Handelns.