Der Reise statt 1
https://www.philomag.de/artikel/eine-andere-moeglichkeit-der-leidbewaeltigung-karfreitagsprozessionen-auf-sizilien
Der Reise statt 1 Weiterlesen »
https://www.philomag.de/artikel/eine-andere-moeglichkeit-der-leidbewaeltigung-karfreitagsprozessionen-auf-sizilien
Der Reise statt 1 Weiterlesen »
„Er, sie, es ist nett“ zu sagen, gilt fast schon als Beleidigung, bei der man das „ganz“ davor und das „mehr auch nicht“ danach mitzuhören meint. Es wird dem netten Menschen entweder unterstellt, er sei es aus Ermangelung anderer Machtmittel, er sei also manipulativ. Oder aber, es fehle ihm an Machtstreben, er sei also etwas
Was ist es an den vorgesehenen Freuden, dass sie mich so müde machen? Einen Geburtstag zu genießen, ein teuer bezahltes Konzert, ein Rendezvous im Restaurant. Warum ist es so viel schöner, Musik aus einem geöffneten Fenster zu hören oder morgens, nach einer Fiebernacht, auf einer leeren Tanzfläche zu bleiben, in Bibliotheken zu lachen, mit den
Die vorgesehenen Freuden Weiterlesen »
Vor der Arztpraxis wartet ein dicker Mann im Anzug, in der Hand eine Aktentasche. Alles an ihm strahlt missmutige Anspannung und die Bereitschaft aus, einem beliebigen anderen dafür die Schuld zu geben. Als sein Handy klingelt und er abhebt, richtet er sich auf und fordert den Anrufenden in professionellem Tonfall auf, ihn in zwei Stunden
Wir hatten monatelang damit gewartet. Aus dem Dolby-Surround-System schallte Musik – ABBA I have a dream, Jennifer Rush The Power of love, Simon and Gurfunkel El condor pasa. Wir liefen mit erhitzten Gesichtern durch die Zimmer des Hauses und waren in Hochstimmung. Stunden vergingen, das Tageslicht verblasste und das elektrische wurde eingeschaltet. Wir beugten uns
Was du heute kannst besorgen Weiterlesen »
Die Luft in der Wohnung war abgestanden und das Licht durch die dunklen Vorhänge dämmrig. Felix hatte mir einen Besuch bei Norma mit den Worten empfohlen, wir würden uns gut verstehen. Norma verbrachte seit vier Jahren die meiste Zeit lethargisch in ihrem Schwingstuhl. Sie war Schriftstellerin und hatte vor vier Jahren einen Roman geschrieben, der
Ehrgeiz und Erlösung Weiterlesen »
Im Café im Literaturhaus sitzen am Tisch neben uns zwei Paare um die 60. Eine der Frauen berichtet über ihre Faszination für den Buddhismus, in dem es nicht darum gehe, sich gegen sein Schicksal aufzulehnen, sondern es anzunehmen. Nicht auf die äußeren Umstände, nur auf die innere Haltung komme es an. Sie erzählt begeistert von
Auf einen Zettel schrieb ich mir Ideen zum Glücklich-werden zusammen: Durch Selbstkontrolle und indem man sich gehen lässt, durch Einfach-man-selbst-Sein und durch Das-Beste-aus-sich-Machen, durch Kontemplation, Bescheidenheit, Altruismus, Arbeit, Sex, Egoismus, Aufarbeitung der Vergangenheit, Vergessen der Vergangenheit, keine Erwartungen haben, Sich-klare-Ziele-Stecken, Neue Erfahrungen, So-tun-als-ob-man-glücklich-Wäre, Sich-sagen-dass-man-glücklich-Ist, Das-Glück-in-den-kleinen-Dingen-suchen, Nichts-für-unmöglich-Halten, Selbstvergessenheit, Beziehung beenden oder anfangen, Aufhören-zu-Denken, Anders-Denken, Nichts-auf-die-Meinung-der-anderen-Geben, Sich-einfach-mal-Einlassen,
Berlin, Winter 2012 (3/3) Weiterlesen »
Es wurde Winter und das Gefühl der Haltlosigkeit verstärkte sich. Vielleicht war ich niedergeschlagen und hätte sogar Gründe dafür angeben können, aber es kam mir vor, als wäre ich plötzlich in die Wahrheit gelangt: Erstaunlich war nicht meine Lage, sondern das Tun der anderen, ihre Geschäftigkeit und Beredtheit, deren Grund sie selbst nicht kannten. Ihre
Berlin, Winter 2012 (2/3) Weiterlesen »
Ich ging über ein Feld meiner Heimat in Richtung Wald und spürte, wie viel Raum über mir war. Als ich klein war, verließ mich meine Mutter einmal auf dem Spielplatz. Ich schaute nach oben, in den hellblauen, fast durchsichtigen, von Kondensstreifen durchzogenen Himmel. Als ich versuchte, den Abstand zu schätzen, wurde mir schwindelig und ich
Berlin, Winter 2012 (1/3) Weiterlesen »
In der geräumigen, schwach ausgeleuchteten Wohnung fand die Geburtstagsfeier von Julia statt. Die Kinder spielten Räuber und Gendarm und rannten durch den gewundenen Gang und die zahlreichen holzvertäfelten Räume. Ich saß auf einem schwarzen Ledersessel im Wohnzimmer, vordergründig in ein Buch vertieft und hörte ihr Lachen und Schreien. Wie alle fremden Kinder, die sich in
Im Schulsport sollten wir Bockspringen. Das war unter den pubertierenden Mädchen nicht beliebt, viele trauten sich nicht recht, bremsten ab, blieben hängen. Am Tag der Notengebung ging es im Probelauf genauso. Als wir aber geprüft wurden, sprang ein Mädchen nach dem anderen mühelos hinüber, als hätte sich die Gruppe plötzlich darauf geeinigt, dass dies eine
Die guten Gegner Weiterlesen »
Gehe am grauen ersten Tag des Jahres meinen alten Schulweg entlang. Zu meiner Linken die Wiese mit dem Holzbalken, auf dem wir im Sommer balancieren übten. Warte bis die Eltern mit ihrem Kind außer Sicht sind und steige hinauf, wenige Zentimeter über dem Boden, es geht mühelos, als Kind ging ich zunächst auf die Mutter
Neujahrsspaziergang in der Heimat Weiterlesen »
Im Café hinter uns sitzen zwei junge Frauen. Die eine, in Haremshosen, berichtet der anderen, die trotz ihres Schweigens die dominantere ist, von ihrer scheiternden Liebschaft: „Ich fühl mich dann gleich so lost. Das hat natürlich gar nicht unbedingt mit ihm zu tun, sondern damit, dass da frühere Erfahrungen getriggert werden. Also irgendwie eine Retraumatisierung…
Weil ihr aber lau seid Weiterlesen »
Auf dem Platz gegenüber in der Bahn sitzen ein Mädchen und eine erwachsene Frau, auf der anderen Seite des Ganges ein älterer Mann, es handelt sich wohl um Mutter und Großvater des Kindes. Die beiden sind stark übergewichtig und reden fortwährend übers Essen: Was sie wo gegessen haben und wie es geschmeckt hat und was
Wer nicht will, bekommt trotzdem Weiterlesen »
Versklave Dich selbst. Du wirst die Freuden des Sklavenhalterdaseins kennenlernen. Wenn Du Dich deshalb schuldig fühlst, kannst Du Dich mit noch mehr mühevoller Arbeit bestrafen. Erkläre Dich zu Gott: Dein Werk ist die Essenz dieses Werks, die Essenz des Essays, die Essenz des Kuchens, die Essenz der Excel-Tabelle: Stell Dir eine Weltordnung vor, in
9 Strategien gegen Arbeits- und Motivationsstörungen Weiterlesen »
Auf der harten Holzbank sitzend, vor mir die Brüstung der Empore drehe ich die ins Holz geschraubten Kleiderhaken heraus. Meine Geschwister spielen neben mir Daumendrücken in immer demselben Ablauf, zunächst leise und kaum merklich, dann mit zunehmendem Siegeswillen, bis mein Vater sie ermahnt und sie für ein paar Momente ablassen, ehe das Spiel von vorne
Sonntägliche Aufstiegsfantasien Weiterlesen »
Ich möchte gerne morgens vor mir aufstehen, dann könnte ich ein paar Stunden von mir unbehelligt meine Arbeit tun, und den Rest des Tages würde ich mich zum Spazieren ausführen, mich unterhalten, mich füttern usw. Frühjahrszeit ist Kopfschmerzzeit. Die Dinge passen nicht zusammen: Das Sonnenlicht und die Kälte, das aufbrechende Leben und die eingerosteten Glieder
Erschöpft und aufgedreht von der durchtanzten Nacht, herrlich ungewaschen, liege ich im Morgenlicht auf der Matratze am Boden meines Zimmers im vierten Stock. Solchermaßen liegend schaue ich aus dem geöffneten Fenster. Das graue Haus von gegenüber, in dessen Fenstern man fortwährend das Fernsehprogramm der Bewohner verfolgen kann und dessen Balkon blickdicht mit Sonnenschirmen verstellt ist,
A: Schon das Finden der richtigen Temperatur des Wassers beim Duschen ist eine an Unmöglichkeit grenzende Unwahrscheinlichkeit und dabei im Verhältnis zu anderen Aufgaben des Lebens noch eine so geringe Schwierigkeit, dass damit alles über das grundsätzliche Missverhältnis des Menschen zu seiner Umwelt und zu sich selbst ausgesagt ist. B: Schon die Tatsache, dass
Dialog über den Wert der Welt Weiterlesen »
Manche Menschen haben ihr Leben lang das Gefühl, Schüler, Angestellte, Untergebene zu sein. Das sind nicht die wesensmäßig Gehorchenden und Erfüllenden, denn die gehen auf in dieser Seinsart und bemerken sie nicht. Die sich immer als Schüler Fühlenden sind die, die sich in der Anwesenheit von Autoritäten (und Geliebten) ihrer Bewegungen und Sprechweise allzu bewusst
Zu Robert Walsers „Der Gehülfe“ Weiterlesen »
Die Eleganz der Schwäne ist eine kulturell vermittelte Sichtweise, die jeden Moment in etwas anderes umschlagen kann, wovon auch die Sprache zeugt, die den Schwan nur einen Buchstaben vom Vulgären trennt. Betrachtet man sie absichtlich mit dem bösen Blick der Analyse, muss man zu dem Schluss kommen, dass das Verhältnis des massigen Körpers zum langen,
Die Bedingung der Schönheit Weiterlesen »
Wie vorgeschrieben befinden wir uns die meiste Zeit in unserer Wohnung. Genauer gesagt in deren Küche, in einem der zwei Schwingsessel, die an gegenüberliegenden Wänden in der Nähe des Fensters stehen. Über dem einen hängt ein Stillleben von Cézanne, über dem anderen ein Kalender von Gabriele Münter. Die Heizung ist auf fünf gedreht, die Therme
Aus dem Fenster des Cafés beobachte ich eine Szene auf dem Rosenthaler Platz: Die Tram steht kurz vor der Abfahrt. Ein junger Mann mit Mütze rennt bei Rot über die Straße. Das Türsignal ertönt. Der Mann springt über das Geländer vor der Haltestelle, sich mit den Händen hinterm Rücken aufstützend schwingt er die Beine hinüber.
Dieses körperliche Stottern Weiterlesen »